Mitarbeitende in den Einrichtungen und Diensten der Diakonie Deutschland
Vorbemerkung
Die Statistik im Zentrum Kommunikation der Diakonie Deutschland informiert im Rahmen der alle zwei Jahre durchgeführten Einrichtungsstatistik zuverlässig und aktuell über die der Diakonie angeschlossenen Einrichtungen und Dienste, ihre Kapazitäten sowie die in ihnen tätigen hauptamtlichen Mitarbeitenden1.
Zu Beginn des Jahres 2016 waren der Diakonie bundesweit 31.547 Einrichtungen und Dienste mit insgesamt 1.144.608 Plätzen/Betten und 525.707 Mitarbeitenden angeschlossen. Die Gesamtzahl der Einrichtungsangebote erhöhte sich um fünf Prozent. Parallel dazu stieg die Anzahl der hauptamtlichen Mitarbeitenden um 13 Prozent und die der Kapazitäten um circa neun Prozent. Die Zahl der Vollzeitstellen nahm um neun Prozent zu.
Der größte Anteil der Einrichtungen entfällt mit 38 Prozent auf den teilstationären Bereich (11.874), gefolgt von 9.374 Beratungsstellen mit einem Anteil von rund 30 Prozent. Weitere 22 Prozent der Einrichtungen sind stationär (7.067) und neun Prozent als Selbsthilfegruppen (2.760) organisiert. Die verbleibenden zwei Prozent sind die 472 Bildungsstätten der Diakonie.
Leider liefert die Einrichtungsstatistik keine differenzierten Daten über die Beschäftigtenstruktur diakonischer Angebote und Einrichtungen.
Gleichstellungsatlas der Diakonie Deutschland 2018
In diesem Jahr wird die Diakonie Deutschland einen Gleichstellungsatlas Diakonie 2018 erstellen, in dessen Rahmen Daten zur Beschäftigtenstruktur der Diakonie erhoben werden sollen. Gleichstellung ist schon lange ein Thema in der Diakonie, es gibt bislang aber wenig verlässliche Daten. Das soll mit dieser Untersuchung geändert werden. Diese Studie soll anknüpfen an die im Jahr 2008 durchgeführte Studie zu den Mitarbeitenden in diakonischen Angeboten und Einrichtungen.
Im Jahr 2008 führte die Diakonie Deutschland in Zusammenarbeit mit den Landesverbänden eine statistische Erhebung durch, bei der die aktuell verfügbaren Strukturdaten der Mitarbeitenden der Diakonie auf der Grundlage einer repräsentativen, proportionalen Stichprobe mit dem ursprünglichen Stichtag 01.09.2007 bei ca. 1.500 Einrichtungen der Diakonie erfasst wurden.
Ergebnisse der Befragung
Durch die Erhebung konnten valide Aussagen über die Beschäftigtenstruktur der Diakonie gewonnen werden. Der typische Mitarbeitende ist weiblich, um die 40 Jahre alt, evangelisch und arbeitet schon neun Jahre bei einem diakonischen Träger.
Sie ist teilzeitbeschäftigt in der Entgeltgruppe zwischen 5 bis 8 nach TVöD2. Die in der Erhebung genannte Frauenquote von 78 Prozent schließt die Mitarbeitenden der Kindertagesstätten nicht ein. Mit Blick auf alle Mitarbeitenden der Diakonie ist sie eher eine Unterschätzung, denn 97 Prozent der Mitarbeitenden in evangelischen Kindertagesstätten sind weiblich (Statistik der Kinder- und Jugendhilfe des Statistischen Bundesamtes von 2008).
Geschlecht

Von den Mitarbeitenden der Diakonie sind 78,5 Prozent weiblich und 21,5 Prozent männlich.
Der starke Frauenanteil in der Mitarbeiterschaft findet sich durchgängig in allen Bundesländern wieder und reicht von 85 bis 74 Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern findet sich der höchste Frauenanteil mit 85 Prozent, der zweithöchste liegt in Thüringen. Die zweit- und drittgrößten Männerquoten gibt es in Schleswig-Holstein (26 Prozent) und Berlin (25 Prozent).
Ein anderer Betrachtungswinkel ist die Frage nach dem Verhältnis der Anzahl von Männern und Frauen in den einzelnen Hilfearten.
Der größte Unterschied ist in der Familienhilfe zu finden: 91 Prozent aller Mitarbeitenden sind weiblich. Ähnlich, wenn auch weniger stark ausgeprägt ist die Diskrepanz in der Altenhilfe: nur 13,3 Prozent der Mitarbeitenden sind männlich. Am geringfügigsten ist der Unterschied zwischen dem Frauen- und Männeranteil in der Hilfe für besondere Lebenslagen, hier sind 59 Prozent Frauen und 41 Prozent Männer beschäftigt.
Alter
Die Mitarbeitenden der Diakonie sind im Schnitt 43 Jahre alt. Damit ist der Altersdurchschnitt im Vergleich zu 1994, dem Zeitpunkt der letzten Mitarbeitendenstatistik um 4 Jahre gestiegen. Die Mitarbeitenden der Diakonie sind damit im Durchschnitt älter als die erwerbstätige Bevölkerung Deutschlands im Allgemeinen. Darin kommt die Wertschätzung älterer Mitarbeitenden zum Ausdruck, auf deren Erfahrung diakonische Arbeitgeber gerne zurückgreifen.

Die Spannweite für die Gültigkeit der Altersangaben lag zwischen mindestens 15 und höchstens 65 Lebensjahren.
Deutlich liegt der gewichtigste Anteil mit 34 Prozent bei den Mitarbeitenden in den Vierzigern, dicht gefolgt von den Mitarbeitenden, die zwischen 50 und 59 Jahren alt sind. Nur 1,4 Prozent der Mitarbeitenden sind im Teenager-Alter. 4,3 Prozent der Mitarbeitenden sind über 60 Jahre alt.
Altersvergleich Diakonie und erwerbstätige Bevölkerung in Deutschland
Abbildung 3 zeigt, dass der Anteil der Mitarbeitenden zwischen 20 und 29 Jahren in der Diakonie um 4 Prozent kleiner ist, als bei den Beschäftigten in Deutschland generell. Dagegen ist der Anteil der 40 bis 49 Jährigen in der Diakonie um 4 Prozent größer. Bei den 50 bis 59 Jährigen beträgt der Abstand zwischen den Mitarbeitenden der Diakonie und den generell in Deutschland Arbeitenden 5 Prozent.

Tarifliche Eingruppierung
Die in den unterschiedlichen Tarifwerken eingesetzten Eingruppierungssysteme wurden den Leistungsgruppen 1 bis 5 zugeordnet, analog zur Verdienststrukturerhebung des Statistischen Bundesamts. Dabei entspricht die Gruppe 5 der geringsten und die Gruppe 1 der höchsten Entlohnung.
Die folgende Tabelle zeigt die Zuordnung des BAT-Angestellte und des TVöD zu den Leistungsgruppen.
Leistungsgruppen | AVR DWEKD | TVÖD | BAT Angestellte |
---|---|---|---|
1 | 12 - 13 | 13 - 15Ü | I - II |
2 | 8 - 11 | 9 - 12 | III - Vb |
3 | 6 - 7 | 5 - 8 | Vc - VIII |
4 | 2 - 5 | 2Ü - 4 | IX - X |
5 | 1 | 1 - 2a |
Die untenstehende Abbildung zeigt die Verteilung der Vergütungsgruppen. Gruppe 3 ist mit 39 Prozent am häufigsten, gefolgt von Gruppe 2 (26 Prozent) und Gruppe 4 (23 Prozent). 4 Prozent der Mitarbeitenden wurden in der Gruppe 1 entlohnt, 8 Prozent in der Gruppe 5. Die häufigsten Vergütungsgruppen entsprechen den Entgeltgruppen 6 bis 7 in den Arbeitsvertragsrichtlinien des DWEKD. Das verdeutlicht einen hohen Anteil qualifizierter Mitarbeitender in der Diakonie.

Nachstehend sind die prozentualen Anteile der Vergütungsgruppen in den Hilfearten dargestellt.

In der Krankenhilfe ist die Leistungsgruppe 3 mit 45 Prozent besonders häufig vertreten. Die Gruppen 3 und 4 sind gegenüber den Gruppen 1 und 2 eher gering ausgeprägt. Dies ist in der Altenhilfe ganz anders. Hier sind 37 Prozent der Mitarbeitenden in der Vergütungsgruppe 4 und 10 Prozent in der Gruppe 5. Dafür ist der Anteil der in der Gruppe 1 Entlohnten in der Altenhilfe besonders klein: Er liegt bei 1,5 Prozent.
Den größten Prozentsatz an Mitarbeitenden der Gruppe 2 hat die Jugendhilfe mit 65 Prozent. Hier ist die Gruppe 4 mit 8 Prozent am kleinsten.
Vergütungsgruppe und Geschlecht

Die unterschiedlichen Anteile von Männern und Frauen in den Vergütungsgruppen springt ins Auge. Je höher die Entlohnung, desto höher der Männeranteil. Ungleichheiten in der Geschlechterdifferenzierung stammen noch aus dem geschichtlich prägenden konservativen Milieu im Protestantismus und wirken in der diakonischen Kultur nach.
Die ehemalige Zuschreibung der diakonischen Arbeitsebene als „weiblich“ und der Leitungsebene als „männlich“ ist in der Tendenz noch in der Verteilung der Vergütungsgruppen sichtbar.
In der Leistungsgruppe 1 sind Männer zu 43 Prozent repräsentiert und Frauen zu 57 Prozent vertreten. Die Schere öffnet sich bis zur Leistungsgruppe 5, die zu 87 Prozent aus Frauen und zu 13 Prozent aus Männern besteht.
Tätigkeit
Die Tätigkeit wurde über den Tätigkeitsschlüssel der Sozialversicherung ermittelt, der für jeden sozialversicherungspflichtigen Mitarbeitenden in Deutschland vorliegt. Der Vorteil lag in der EDV-technischen Verfügbarkeit des Merkmals. Dafür musste in Kauf genommen werden, dass nicht jeder Beruf einem Code zugeordnet ist. Stattdessen wurden von der Arbeitsagentur Berufsgruppen gebildet, die durch einen Schlüssel markiert sind. Durch die Zuordnung zu den Hilfearten können die Kategorien differenzierter betrachtet und entsprechend zugeordnet werden. Diese Analyse ist weiter unten dargestellt. Rund 200 unterschiedliche Tätigkeitskennzahlen in der Diakonie wurden genannt. 187 der Berufsgruppen hatten dabei eine Häufigkeit von weniger als einem Prozent.
Die nachstehende Abbildung zeigt die Berufsgruppen:

Alle Berufe, deren Anteil an der Stichprobe unter 1 Prozent lag, sind in dem Balken „Andere“ zusammengefasst dargestellt.
Die häufigsten Berufe in der Diakonie sind Altenpfleger/innen, Sozialarbeiter/innen, Ehe- und Erziehungsberater/innen (21 Prozent), Sozialpädagogen und Heilerziehungspfleger/-innen (18 Prozent) sowie Krankenschwestern/-pfleger und Kranken-pflegehilfen mit 15 Prozent. Die in der größten Gruppe genannten Diakone sind in der Sozialarbeit tätig, während die Gemeindediakone unter „Andere“ aufgeführt sind.
Weitere Ergebnisse
Bei der Einstellung neuer Mitarbeiter/innen werden ältere Arbeit-nehmer/innen nicht benachteiligt: 17 Prozent der Mitarbeiten-den zwischen 50 und 60 Jahren sind weniger als 5 Jahre bei ihrem Arbeitgeber tätig, und 13 Prozent der Mitarbeitenden im Alter von 60 und mehr Jahren sind im Alter ab 55 eingestellt worden. Es ist außerdem denkbar, dass Mitarbeitende, die in der Diakonie gearbeitet haben, sich häufig eine Stelle bei einem anderen diakonischen Arbeitgeber suchen und hierdurch ein höheres Eintrittsalter entsteht. Die Diakonie spielt somit als Bschäftigungsgarant eine wichtige Rolle auf dem Arbeitsmarkt in der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer.
Über die Hälfte der Beschäftigten der Diakonie (53 Prozent) ist evangelisch. Daran zeigt sich die Bedeutung protestantischen Glaubens für die diakonischen Arbeitsfelder. Gleich zeitig ist Integration für die Diakonie ein hoher Wert und wird praktisch gelebt in der Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden anderer Religionen und ohne Glaubensbekenntnis. Der Anteil von evangelischen Bürgerinnen und Bürgern in den einzelnen Bundesländern spiegelt sich in der Belegschaft wieder. In den „neuen“ Bundesländern haben nach der Wende diakonische Träger ehemalige staatliche Einrichtungen aus der aufgelösten Deutschen Demokratischen Republik übernommen mit der Folge eines bis heute hohen Anteils von Mitarbeitenden ohne Glaubensbekenntnis. Außerdem ist fachliche Qualität im Zweifel wichtiger als religiöses Bekenntnis: Wenn evangelische Fachkräfte nicht verfügbar sind, werden Menschen mit der erforderlichen Qualifikation ohne oder mit anderem religiösen Bekenntnis eingestellt.
Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit in der Diakonie beträgt etwa neun Jahre. Darin kommen eine hohe Mitarbeiterbindung und eine hohe Identifikation der Beschäftigten mit der Diakonie zum Ausdruck. Die im Vergleich mit gewerblichen Arbeitgebern größere Arbeitsplatzsicherheit und die fast flächendeckende Tarifentlohnung steigern die Attraktivität diakonische Arbeitgeber. Die Arbeitsvertragsrichtlinien des DWEKD und die regionalen Arbeitsvertragsrichtlinien waren mit 45,2 Prozent, bezogen auf die Zahl der Beschäftigten, schon im Jahr 2008 die am häufigsten angewendeten Tarifwerke. Darin drückt sich ein deutlicher Trend aus, sich auch in der Tarifumstellungsphase im Jahr 2008 an den Arbeitsvertragsrichtlinien zu orientieren. Der Anteil der Sondertarife in der Diakonie liegt unter 15,6 Prozent und ist damit eher klein. Die Tarife selbst bewegen sich über der Mindestlohnnorm.
Der Großteil der Mitarbeitenden ist teilzeitangestellt (70 Prozent), 25 Prozent sind vollzeitbeschäftigt. Dies ist Ausdruck einer Entwicklung in den letzten Jahren, in der der Anteil von Teilzeitmitarbeitenden an der Gesamtzahl der Mitarbeitenden gestiegen ist. Ein Grund dafür könnte die zunehmende Flexibilisierung der Hilfen sein, denn sie erfordert eine entsprechende Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Andererseits nimmt vermutlich auch die Zahl der Mitarbeitenden zu, die aus persönlichen Gründen Teilzeitstellen bevorzugen.
Eine hohe Fachlichkeit ist in der Diakonie wichtig und drückt sich unter anderem in der hohen Zahl der Menschen mit Berufsausbildung bzw. Hochschulabschluss (81 Prozent) aus. Die diakonischen Träger geben aber auch Menschen eine Chance, die keine berufliche Ausbildung vorweisen können (10 Prozent).
1 Die Gesamtsumme der Mitarbeitenden beinhaltet ausschließlich Voll- und Teilzeitmitarbeitende. Geringfügig und auf Honorarbasis tätige Beschäftigte sind in dieser Summe nicht erfasst. Auch die auf ehrenamtlicher Basis Mitarbeitenden sind nicht in dieser Summe enthalten. In den Vollzeitstellenäquivalenten sind allerdings die Stellenanteile der geringfügig Beschäftigten mit eingerechnet.
2 Aus: Diakonie Deutschland: Mitarbeitendenstatistik zum 1. September 2008, in: Diakonie Texte 06.2011, Stuttgart, Mai 2011.

Dr. Wolfgang Schmitt
Leiter Statistik
Diakonie Deutschland
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