Auf neuen Wegen junge von Sucht betroffene Menschen erreichen
Suchtselbsthilfe geht neue Wege
Ein neues Projekt hat das Blaue Kreuz in Deutschland im Juni 2018 gestartet: Sucht-Selbsthilfe geht neue Wege.
„Bundesweit ist es in vielen Selbsthilfegruppen so, dass die Gruppen überaltern und Teilnehmerzahlen stagnieren. Der begrenzte Horizont auf die klassische Selbsthilfegruppe muss durchbrochen werden, indem neue Wege zu den hilfebedürftigen Menschen beschritten werden“, beschreibt Jürgen Naundorff, Hauptbereichsleiter im Blauen Kreuz, die Situation.

Die Konzeptideen, die es bereits im Blauen Kreuz gibt, sollen gesammelt und bewertet werden, um daraus sogenannte „Leuchtturmprojekte“ zu konzipieren. Diese sollen an unterschiedlichen Standorten umgesetzt werden.
Dazu braucht es nicht zuletzt Menschen, die sich für einen neuen Weg in der Sucht-Selbsthilfe begeistern lassen. Insbesondere soll darüber nachgedacht werden, wie alternativ zum Gespräch im Stuhlkreis Sucht thematisiert werden kann und inwieweit auch die neuen Medien als Kommunikationsweg für die Selbsthilfe genutzt werden können.
Das Sportcafé des Blauen Kreuzes in Bochum ist eine dieser Ideen, wo Selbsthilfe über Sport einen Weg findet, Menschen zu erreichen. Darüber hinaus sind Ideen auch in anderen Bereichen denkbar.
Nicht zuletzt stellt sich das Blaue Kreuz in Deutschland die Frage: Wie können wir christliche Werte leben und dabei einladend sein? Christen können ja zu den Themen Wertschätzung, Umgang mit Schuld und der Frage nach dem Sinn des Lebens gute Antworten geben. Was wir nicht möchten: In alten Bahnen denken und das Vorhandene aufwärmen.
Sicher ist: Die bewährte Gesprächsgruppe wird nicht abgeschafft, aber es sollen darüber hinaus weitere Möglichkeiten geschaffen werden, wo von Sucht betroffene Men-schen zusammentreffen, ins Gespräch kommen und sich gegenseitig Hilfe bieten können, um befreit leben zu lernen.
blu:prevent startet Chat in der blu:app
Wenn Jugendliche überwiegend in der digitalen Welt nach Informationen, Unterhaltung, Austausch und Hilfsangeboten suchen, dann muss die Suchthilfe dort präsent sein. Diese Haltung hat blu:prevent, die Suchtpräventionsarbeit des Blauen Kreuzes in Deutschland, dazu bewogen, einen anonymen Online-Chat für Jugendliche zu entwickeln. Dieser ist in der bereits bekannten blu:app (suchtpräventive App) neben vielen anderen vielversprechenden Features zu finden.

Wenn Jugendliche überwiegend in der digitalen Welt nach Informationen, Unterhaltung, Austausch und Hilfsangeboten suchen, dann muss die Suchthilfe dort präsent sein. Diese Haltung hat blu:prevent, die Suchtpräventionsarbeit des Blauen Kreuzes in Deutschland, dazu bewogen, einen anonymen Online-Chat für Jugendliche zu entwickeln. Dieser ist in der bereits bekannten blu:app (suchtpräventive App) neben vielen anderen vielversprechenden Features zu finden.
Mit dabei ist auch Jule (24 Jahre), die bereits in der blu:app und der blu:app for school mit fünf Video-Clips vertreten ist, in denen sie eindrücklich und schonungslos über ihr Leben, den Beginn und Verlauf ihrer Suchterkrankung sowie ihren Weg in die Abstinenz berichtet. Nun konnten bereits einige Jugendliche mit ihr per Chat anonym kommunizieren. Durch das neue Angebot soll die Schwelle für ein Gespräch über Sucht für Jugendliche sehr niedrig gehalten werden.
Besonders für diejenigen, für die der Weg in eine Beratungsstelle oder in ein Vier-Augen-Gespräch eine zu hohe Hürde ist, kann der Chat über die App ein passendes und hilfreiches Medium sein.
Diesen Herbst wird blu:prevent ein weiteres praktisches Tool entwickeln: Zukünftig werden Jugendliche auch außerhalb der festen Chat-Zeiten eine Nachricht schreiben können, die in einem für alle Chat-Betreuer sichtbaren Bereich hinterlegt wird. Sobald einer der Coaches online geht, kann er die Nachricht lesen und diese beantworten. Somit können die User etwas flexibler agieren.

Das neue Chat-Angebot versteht sich als „Erste-Hilfe-Tool“, das einen Erstkontakt ermöglichen und Brücken zu den lokalen und überregionalen Beratungsangebote bauen möchte. Der Chat wird keine langfristige Beratung leisten oder therapeutische Angebote ersetzen können.
„Wir hoffen, dass wir es Jugendlichen mit diesem niederschwelligen und digitalen Tool leichter machen können, über ihre persönliche Situation ins Gespräch zu kommen. Gleichzeitig möchten wir eine Lücke füllen und das Beratungsangebot der Suchthilfe mit diesem Chat-Angebotergänzen“, so Benjamin Becker, Projektleiter von blu:prevent.
Und so funktioniert der Chat
Nach dem Öffnen der App sieht der Jugendliche unten rechts den „HELP“-Button. Wenn er darauf klickt, erscheint der Startbildschirm vom Chat mit einem freien Feld, in das er einen Spitznamen eingeben kann. Direkt daneben kann er anschließend auf „Start“ klicken und sieht sofort, welcher Coach (Foto und Vorname sichtbar) „am Start“ ist. Sobald der Jugendliche auf den verfügbaren Coach klickt, beginnt der Chat-Kontakt.
Die blu:app ist kostenlos im Google Play-Store (Android) und im App-Store (iOs) erhältlich.
Das Projekt blu:prevent wird gefördert von der DAK-Gesundheit.
blu:prevent ist der innovative Ideengeber, der authentische, lebensnahe Angebote zur Suchtprävention für Kinder und Jugendliche entwickelt und verbreitet, die sie in ihrer Lebenswelt für Suchtgefahrensensibilisieren.
Das Blaue Kreuz in Deutschland e. V. unterstützt sucht-gefährdete und suchtkranke Menschen sowie ihre Angehörigen. An über 400 Standorten mit über 1.100 Gruppen und Vereinsangeboten engagieren sich ehren- und hauptamtlich Mitarbeitende vor allem für alkohol- und medikamentenabhängige Menschen.
Mit seinen fachlichen Suchthilfe-Einrichtungen bietet das Blaue Kreuz weitere Angebote, damit Menschen ihr Ziel erreichen: befreit leben lernen.
Weitere Informationen zur innovativen Suchtprävention, der blu:app und den neuen Online-Modulen für den Schulunterricht von blu:prevent finden Sie unter: www.bluprevent.de
Weiterführende Informationen:
https://www.blaues-kreuz.de/de/angebote-und-hilfe/infomaterial/jahresbericht/

Evelyn Fast
Chefredakteurin Blaues Kreuz in Deutschland e. V.
Schubertstraße 41
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Tel. 0202-62003-42
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