Selbsthilfe Online Nutzung von „Neuen“ Medien in der diakonischen Sucht-Selbsthilfe
Chancen, Risiken, Fragen
Die Nutzung von neuen Kommunikationstechnologien in der Sucht-Selbsthilfe ist mehr denn je ein aktuelles Thema. Unabhängig von der vieldiskutierten Frage einer problematischen Nutzung so genannter „Neuer Medien“ – gemeint sind hiermit Internet und PC gestützte Angebote – dient deren Einsatz im Rahmen der Sucht-Selbsthilfe bisher in erster Linie der Kommunikation sowie der Darstellung der Hilfeangebote und Aktivitäten. Im Bereich der drei diakonischen Sucht-Selbsthilfeverbände, Blaues Kreuz in Deutschland e.V. (BKD), Blaues Kreuz in der Evangelischen Kirche Bundesverband (BKE) sowie Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe – Bundesverband (FKBV), bieten neben den Bundes- und Landesverbänden auch die meisten einzelnen Gruppen den Kontakt über eine E-Mail Adresse an bzw. tauschen sich auf diese Art miteinander aus. Darüber hinaus verfügen neben den Bundes- und Landesverbänden auch einzelne Ortsgruppen über ein eigenes Webangebot, um über ihre Angebote zu informieren.
Mit dem Voranschreiten der Digitalisierung und der Schaffung immer neuer und häufig spezialisierter elektronischer Kommunikations- und Austauschmöglichkeiten stellen sich auch den engagierten Menschen in der Sucht-Selbsthilfe viele Fragen, wie z.B.:
- Was gilt es zu beachten, wenn ich Informationen über elektronische Medien zugänglich mache (z. B. auf einer Webseite)?
- Wie ist es um die Datensicherheit bestellt, wenn ich mich beispielsweise über E-Mail mit anderen austausche?
- Sind Online-Communities wie Facebook & Co. im Rahmen der Selbsthilfe nutzbar?
- Ist eine virtuelle Sucht-Selbsthilfe möglich und sinnvoll?
Nicht zuletzt bergen neue Medien ein großes Potential, vor allem wenn es um die Schaffung neuer Zugänge und damit um die Gewinnung neuer Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Selbsthilfe geht.
Verbändeübergreifend lässt sich feststellen, dass sowohl im Hinblick auf die Risiken als auch bei der Frage einer optimalen Nutzung neuer Medien erhöhter Informations-, Aufklärungs- und auch Schulungsbedarf vorliegt. Ziel ist es, auf Dauer eine vereinheitlichte Struktur der „Sucht-Selbsthilfe Online“ innerhalb der Verbände aufzubauen und die Mitarbeitenden entsprechend zu informieren, zu motivieren und zu schulen.
Gemeinsam neue Wege beschreiten
Im August 2013 trafen sich unter dem Motto „Selbsthilfe Online“ zwölf Vertreterinnen und Vertreter der Selbsthilfeverbände Blaues Kreuz in Deutschland e.V. (BKD), Blaues Kreuz in der Evangelischen Kirche e.V. (BKE), Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe – Bundesverband (FKBV) sowie der Fachgruppe Suchtkrankenhilfe und Prävention der Evangelisch methodistischen Kirche (EmK) gemeinsam mit dem Selbsthilfereferenten des Gesamtverbandes für Suchthilfe e.V. zu einem ersten verbandsübergreifenden Austausch- und Orientierungstreffen bezüglich der Nutzung von neuen Medien in der Sucht-Selbsthilfe. Einstimmig befürworteten die Anwesenden ein verbandsübergreifendes Vorgehen. Die durch eine gemeinsame Strategie und Koordination möglich erscheinende Einsparung von einzelverbandlichen Ressourcen öffnete im Rahmen der Diskussion auch den Blick auf größere Ideen und Vorhaben, wie z.B. den Ausbau von Schulungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten zur Nutzung von Online-Medien.
Als wichtiges Ergebnis dieser Sitzung befürworteten und unterstützten die Anwesenden die Entwicklung eines Leitfadens zu Fragen des sicheren Umgangs mit Daten im Internet und empfahlen die Bildung einer Projektgruppe zur Entwicklung desselben. Darüber hinaus sollte der Leitfaden durch eine verbandsübergreifende Webseite zu Fragen des sicheren Umgangs mit Daten im Internet ergänzt werden. Die Webseite vermittelt dieselben Inhalte wie der Leitfaden. Entsprechend seiner zeitgemäßen medialen Ausrichtung bietet das Online-Angebot jedoch auch Möglichkeiten zur nachträglichen Editierung und Erweiterung der Inhalte und kommt damit den Anforderungen zu regelmäßig notwendigen und sinnvollen Aktualisierungen nach. Darüber hinaus werden Online-Zugänge angeboten, die über eine – im Vergleich zum Printprodukt – erweiterte Interaktivität verfügen.
Nach dem Projekt ist vor dem Projekt
Das Projekt konnte am 30. Juni 2018 erfolgreich abgeschlossen werden. Insgesamt sind die Erfahrungen der Projektarbeit sehr positiv zu werten und belegen das kreative Potenzial der verbandsübergreifenden Zusammenarbeit. Weitere Maßnahmen und Projekte sind in der Planung; so wird, entsprechend eines Beschlusses des Beirats Selbsthilfe, zeitnah ein Projekt folgen, das den Ausbau von Schulungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten zur Nutzung von Online-Medien unterstützen und voranbringen soll. Diese Schulungen möchten gerade auch älteren und im Umgang mit elektronischen Medien unsicheren Menschen Berührungsängste nehmen und sie dazu motivieren, die Möglichkeiten der digitalen Teilhabe an der Gesellschaft zu nutzen und Risiken (z.B. in Fragen der Datensicherheit oder dem Umgang mit persönlichen Daten) zu kennen, um diese vermeiden können.
Digital auf dem Kirchentag
Medien können ein wichtiger „Türöffner“ zur Sucht-Selbsthilfe sein - vielleicht besonders im Hinblick auf bisher nicht gut zu erreichende Zielgruppen. Ob der Einsatz elektronischer Medien dazu beitragen kann, jü+ngere Menschen (im Altersbereich zwischen 20 und 40 Jahren) anzusprechen und mit den Angeboten der Sucht-Selbsthilfe besser zu erreichen, möchten die evangelischen Verbände der Sucht-Selbsthilfe durch eine neue zeitgemäße Präsenz auf dem 37. Evangelischen Kirchentag vom 19. bis 23. Juni 2019 in Dortmund erproben. In Kooperation mit dem Referat für Suchtfragen des Diakonischen Werkes Niedersachsen sollen Besucherinnen und Besuchern des Kirchentages durch Filmbeiträge des Projektes „Deine Suchtexperten“5 Informationen rund um die Themen Suchtmittel, Abhängigkeit und Hilfsangebote vermittelt werden.
Der Weg ist das Ziel
Die vielfältigen Aktivitäten und Projekte zeigen, dass die Sucht-Selbsthilfe sich aufgemacht hat, den Weg in das digitale Zeitalter zu beschreiten. Wie auf jedem neuen, bisher unerkundeten Weg gilt es Hindernissen auszuweichen, Gräben zu überspringen und, vor allem, zuversichtlich voranzuschreiten. Die Erkenntnis, dass Veränderungen oft unumgänglich und die erfolgreiche Bewältigung wesentlich von der Bereitschaft, sich diesen Herausforderungen zu stellen, abhängig ist, zeichnet aber gerade die Menschen in der Sucht-Selbsthilfe in besonderer Weise aus.
Selbsthilfe sicher im Netz
Mitglieder aus dem Selbsthilfebereich sowie alle Interessierten können sich ab sofort über die neue Website selbsthilfe-sicher-im-netz.de und das parallel veröffentlichte Handbuch zu Fragen rund um die Themen Internetauftritt und Datensicherheit informieren. Website und Handbuch sind die Ergebnisse eines ersten gemeinsamen Projektes der Verbände der diakonischen Sucht-Selbsthilfe – Blaues Kreuz in Deutschland (BKD), Blaues Kreuz in der Evangelischen Kirche (BKE), Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe, Fachgruppe Suchtkrankenhilfe & Prävention in der Ev.-methodistischen Kirche (EmK) – sowie des Gesamtverbandes für Suchthilfe (GVS).
Folgende Themen werden behandelt:
- Repräsentation und Außendarstellung
- Verhalten und Kommunikation im Internet
- Internetauftritt von Vereinen oder Verbänden
- Soziale Medien
- Datenschutz und Datensicherheit
- Nutzung und Haftung
Und wer schon immer mal wissen wollte, worum es sich bei Chatiquette und Nettiquette wohl handeln mag, findet Antworten im Glossar.
Beide Medien vermitteln dieselben Inhalte. Die Website bietet die Möglichkeit der ausführlicheren Behandlung einzelner Themen und einer regelmäßigen Aktualisierung. Darüber hinaus können Website-Besucher über ein Online-Formular Kontakt zu den Verbänden aufnehmen.
Die Broschüre steht als Download zur Verfügung und kann über die Geschäftsstelle des GVS – durch Übersendung eines ausreichend frankierten DIN A 4-Umschlags (1,45 €) – bestellt werden. Bitte nehmen Sie vor einer Bestellung Kontakt zu uns auf, um die Verfügbarkeit zu erfragen.
Die Gesamtkoordination des Projektes lag, in enger Abstimmung mit den Mitgliedern der Projektgruppe sowie dem GVS Beirat Selbsthilfe, beim GVS.
Wir bedanken uns bei der Techniker Krankenkasse TK für die Projektförderung.

Nicola Alcaide
Referentin Selbsthilfe
Gesamtverband für Suchthilfe e. V.
- Fachverband der Diakonie Deutschland
Tel. 030 / 83001-502
alcaide@ sucht.org