Editorial
Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,
ein Eisberg wurde dem wohl berühmtesten Passagierschiff der Welt im April 1912 zum Verhängnis. Seine scharfen Kanten rissen den Rumpf der damals als unsinkbar angekündigten Titanic auf, der Dampfer sank. Erkennbar war für die Menschen an Bord allerdings nur „die Spitze des Eisbergs“ – der wahrnehmbare Teil über Wasser, der nur einen Bruchteil der tatsächlichen Masse des Eisriesens ausmacht.
Das Bild vom Eisberg, der nur zu einem Siebtel über der Wasseroberfläche für die Betrachtenden zu sehen ist und dessen entscheidender Hauptteil verborgen liegt, lässt sich auch für die Darstellung der Komorbidität der Abhängigkeitserkrankung heranziehen. Die Suchterkrankung ist demzufolge nur der sichtbare Teil eines komplexen - psychopathologischen, soziokulturellen und biologischen – Gebildes und der wahrnehmbare gescheiterte Versuch eines Menschen, psychische Erkrankungen zu bewältigen. Die Kenntnis von der Komorbidität spielt deshalb nicht nur für das Verständnis der individuell unterschiedlichen Entwicklung und den Verlauf einer Abhängigkeitserkrankung eine Rolle, sondern ebenso für die Planung der Art und Abfolge der notwendigen Hilfen.
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die neue Ausgabe unseres Verbandsmagazins unter dem Titel „Sucht ist die Spitze des Eisberges“ mit dem Thema „Sucht und Komorbidität“. Unsere Autor*innen betrachten die Komorbidität der Abhängigkeitserkrankung einerseits aus dem Blickwinkel verschiedener therapeutischer Richtungen, beschreiben andererseits die Herausforderungen, die komorbide Klient*innen an das System der Suchtkrankenhilfe stellen und wie sie z.B. in einer Einrichtung der Eingliederungshilfe oder in der medizinischen Rehabilitation damit umgehen.
Darüber hinaus freue ich mich, Ihnen, liebe Leser*innen, das Positionspapier des Gesamtverbands für Suchthilfe e.V. (GVS) „Komorbidität: Sucht und psychische Erkrankung (Doppeldiagnose): Qualitätsmerkmale spezialisierter SGB XII – Einrichtungen“, welches von den Mitgliedern unseres Fachausschusses Teilhabehilfen erarbeitet wurde, heute zur Verfügung stellen zu können.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und einige Anregungen, die nicht zuletzt Ihre tägliche Arbeit bereichern mögen.
Herzliche Grüße für sonnige Sommertage sowie eine unbeschwerte, erholsame Urlaubszeit
Ihre Corinna Mäder-Linke
Geschäftsführerin GVS

Corinna Mäder-Linke
Geschäftsführerin GVS
Tel.: +49 30 83 001 500
maeder-linke(at)sucht.org