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Von Michael Klein

Suchtkranke Eltern – ein psychisches Risiko für Kinder!? (Eine familienpsychologische Betrachtung)

1 Persönliches Vorwort

Ich habe in den letzten 30 Jahren am meisten zu dem Thema „Kinder suchtkranker Eltern“, transgenerationale Risiken und Förderung von Resilienzen geforscht und geschrieben. Am Anfang war das Thema in Deutschland noch ein absolutes Tabuthema. Dies hat sich inzwischen glücklicherweise geändert. Auch wenn zahlreiche andere psychologische Forschungsthemen mich immer wieder und oft neu begeistert haben, ist der transgenerationale Blick auf Familien - mit oder ohne psychische Auffälligkeiten - ein besonderes Faszinosum für mich geworden und geblieben. Die Familienpsychologie ist in Deutschland nur eine kleine, aber feine Disziplin innerhalb der Psychologie im Speziellen und innerhalb der Humanwissenschaften im Allgemeinen und ich hoffe, dass sie noch eine große Zukunft haben wird. Als Begründer gilt Prof. Klaus Schneewind (LMU München). Deshalb an dieser Stelle ein aktuelles Update zum Thema „Sucht und Familie“ mit einem Ausblick auf künftige Forschungsbedarfe.

2 Einleitung und Überblick

Psychische Störungen in Familien prägen das Klima und Alltagsverhalten in den betroffenen Familien (Schneewind, 2010; Bodenmann, 2016) in starkem Maße und können negative und dauerhafte Spuren in der psychischen Gesundheit und der Biographie der betroffenen Kinder (Lenz & Wiegand-Grefe, 2017) hinterlassen. Als besonders schwerwiegend gelten elterliche psychische Störungen in den Bereichen Depression, Sucht und Persönlichkeit, die darüberhinaus auch noch oft in komorbiden Kombinationen auftreten (Klein, Thomasius & Moesgen, 2017). Suchtstörungen zählen dabei zu den häufigsten, aber auch schwerwiegendsten Störungen, die zu beachten sind. Kinder suchtkranker Eltern bilden die größte Risikogruppe zur Entwicklung einer Suchtstörung (Klein, 2018). Der negative und risikohafte Einfluss auf Kinder in suchtbelasteten Familien ergibt sich vor allem aus verändertem Interaktionsverhalten, einem höheren Ausmaß an Alltagsstress, inkonsistentem Erziehungsstil, abrupt wechselndem Bindungsverhalten und weiteren dysfunktionalen elterlichen Verhaltensweisen.  Der vorliegende Beitrag fokussiert auf Kindheit und Entwicklung in suchtbelasteten Familien, ohne dabei den Einfluss anderer, komorbider elterlicher Störungen aus dem Auge zu verlieren. Die Berücksichtigung elterlicher psychischer Komorbidität geschieht bislang zu selten in Forschung und Praxis. Sie stellt damit in diesem Themenbereich eine der wichtigsten zukünftigen Herausforderungen dar.

Mehr als ein Drittel der betroffenen Kinder wird selbst wieder suchtkrank.

Alleine schon das wiederholt in empirischen Studien erhobene Risiko, dass Kinder alkoholkranker Eltern in mehr als einem Drittel aller Fälle selbst ab der frühen Jugend eine eigene Suchtkrankheit entwickeln (Klein, Moesgen, Bröning &Thomasius, 2013), sollte Anlass für eine verstärkte Beschäftigung mit dem Thema sein. Es handelt sich insgesamt um eine transgenerationale Problemlage, die sich im Extremfall in der Betroffenheit zahlreicher Familienangehöriger auf verschiedenen Generationenebenen („high density families“) äußern kann. In nicht wenigen Familien lassen sich über drei oder vier Generationen suchtkranke Familienmitglieder identifizieren. Als Methode eignet sich hierfür das Familiengenogramm („family tree“) besonders für Forschung und Praxis.

3 Epidemiologie

Zunächst gilt es, die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen einzugrenzen und zu spezifizieren. Je nach Definition des Beurteilungskriteriums (elterliche Abhängigkeit und/oder Missbrauch; Lebenszeit- vs. Jahres vs. Punktprävalenz; Kinder, die bei ihren Eltern leben vs. Fremduntergebrachte Kinder; Mono- vs. Komorbidität des Elternteils) schwanken diese Zahlen erheblich. Daher ist stets anzugeben, um welche Ausgangsgruppe es sich handelt. Was die Alkoholstörungen angeht, ist im Regelfall von einer Gebrauchsstörung im Sinne des DSM-5 auszugehen, die leicht, mittelgradig oder schwer sein kann. In älteren Untersuchungen dreht es sich meist um eine Alkoholabhängigkeit oder einen Alkoholmissbrauch nach DSM-IV. Auch spielt es eine entscheidende Rolle, ob die Kinder in ihren Familien leben oder fremduntergebracht sind, z.B. in Pflegefamilien oder in Einrichtungen der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Leider liegen dazu wenige Zahlen vor.

3.1 Kinder aus alkoholbelasteten Familien

Schon länger ist bekannt, dass in Deutschland etwa jeder siebte Jugendliche mit einem Elternteil zusammenlebt, der eine alkoholbezogene Störung (Abhängigkeit oder Missbrauch) hinsichtlich der Lebenszeitprävalenz aufweist (Lachner & Wittchen, 1997). Insofern besteht in Deutschland bei insgesamt bis zu 2,65 Millionen Kindern und Jugendlichen im Alter von bis zu 18 Jahren im Laufe ihres Lebens zeitweise oder dauerhaft die Problematik einer elterlichen Alkoholdiagnose (Klein, 2005). Aktuelleren Schätzungen des European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA, 2008) zufolge sind in Deutschland 5-6 Millionen Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren von einer elterlichen Alkoholabhängigkeit betroffen. Dies bedeutet, dass 15.4 % der Kinder und Jugendlichen wenigstens einen Elternteil mit relevanten Alkoholproblemen aufweisen. Die Dauer der Exposition gegenüber der elterlichen Problematik kann dabei sehr stark variieren, ist aber relevant für die Risikoermittlung in Bezug auf das Kind. Dabei gelten lange Expositionsdauern gegenüber den elterlichen psychischen Störungen als besonders kritisch und riskant für die psychische Entwicklung des Kindes (Lenz & Wiegand-Grefe, 2017). In Anbetracht der hohen Fallzahlen betroffener Kinder und Jugendlicher ist es nicht übertrieben, die Zahl und Situation von Kindern in alkoholbelasteten Familien als prioritätes Public-Health-Problem in Deutschland anzusehen. Die berichteten Prävalenzen sind auch Ausdruck der immer noch unzureichenden Prävention, insbesondere im Bereich der Verhältnisprävention und der selektiven Prävention.

3.2 Pränatale Substanzexposition

Die vorgeburtliche Exposition gegenüber psychotropen Substanzen kann den Fötus nachhaltig schädigen. Dies war schon zu Zeiten der Antike bekannt, als Plutarch (ca. 45 – ca. 125 n. Chr.) schrieb „Trinker zeugen Trinker“.  Später entstand der bis in das frühe 20. Jahrhundert verbreitete Volksglaube, dass die Intoxikation des Mannes oder der Frau im Moment der Zeugung einen „Idioten“ entstehen lassen könne. Die wissenschaftliche Entdeckung und Beschreibung des Fetalen Alkoholsyndroms (FAS) datiert aber erst in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1899 hatte der Liverpooler Gefängnisarzt W.C. Sullivan bereits seine Beobachtung veröffentlicht, dass ehemals trinkende Mütter im Gefängnis gesunde Kinder zur Welt brachten. War ihnen während der Schwangerschaft der Zugang zu Alkohol versperrt, blieben die Kinder unauffällig. Der Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum, der in der Haft unterbunden wurde, blieb aber als Kausalfaktor zunächst unerkannt. Beachtenswert sind auch Publikationen aus dem frühen 20. Jahrhundert, in denen sich Warnungen bezüglich des Alkoholkonsums erstmals speziell an schwangere Frauen richteten. Noch war jedoch der genaue Zusammenhang nicht bekannt, so dass die Schriften eher appellativen, moralischen Charakter aufweisen.

Im Jahr 1957 erschien dann die nach heutigem Stand erste Publikation zur Alkoholschädigung bei Kindern durch mütterlichen Alkoholkonsum: Jaqueline Rouquette untersuchte für ihre Doktorarbeit 100 Kinder von trinkenden Eltern in Paris und fand, dass die nachgeburtlich gefundenen Schädigungen dann stark waren, wenn es die Mutter war, die während der Schwangerschaft trank. In Rouquettes Arbeit ist die FAS-Symptomatik erstmals klar beschrieben, das Konzept aber noch nicht als solches benannt. Ihre Dissertation fand jedoch zunächst keine Beachtung und wurde erst 10 Jahre später von Paul Lemoine (Nantes) wieder aufgegriffen. Dieser beobachtete mit seinem Team (Lemoine et al., 1968) an 127 Kindern auffällige körperliche und neurologische Beeinträchtigungen, die er auf Alkoholkonsum der Mütter (wie Rouquette prüfte er den Konsum beider Eltern) zurückführen konnte. Er beschrieb benannte präzise die wesentlichen Anzeichen der Alkoholschädigung beim Kind, ohne jedoch das Syndrom als solches zu benennen:
(1) Gesichtsauffälligkeiten, (2) Wachstumsretardierung, (3) Mikrozephalie und (4) psychomotorische Störungen.
Wenige Jahre später wurde der Begriff des Fetalen Alkoholsyndroms (FAS) durch die Forschungen von Jones & Smith (1973), das in einer knappen Publikation in „Lancet“ dargestellt wurde, weltweit bekannt. FAS wurde endlich als eine der wichtigsten Ursachen für eine angeborene geistige Entwicklungsstörung erkannt.

In Deutschland kommen jährlich bis zu 1.800 Neugeborene mit dem Vollbild des Fetalen Alkoholsyndroms und bis 10.000 mit der Symptomatik des FASD (Fetale Alkoholspektrumstörung) auf die Welt. Diese Kinder werden von Müttern mit Alkoholstörungen oder Alkoholkonsum während der Gestation des Ungeborenen (durchschnittlich 267 Tage) (Landgraf & Heinen, 2013) geboren. Hinzu kommt eine nach wie vor nicht genau bekannte Zahl von Neugeborenen mit pränatalen Schädigungen durch Drogenkonsum der Mütter in der Schwangerschaft. Diese pränatalen Drogeneffekte beziehen sich vor allem auf Kokain, Amphetamine und Cannabis. 

Da die pränatal erworbenen substanzbedingten Störungen irreversibel sind, kann muss von etwa 400.000 bis 600.000 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit einer FASD-Diagnose ausgegangen werden.

3.3 Kinder aus drogenbelasteten Familien

Die genaue Zahl der Kinder drogenabhängiger Eltern ist wegen der Illegalisierung dieser Substanzen nicht bekannt. Das subkulturelle Geschehen der Drogenabhängigkeit, das sich infolge der Illegalisierung des Besitzes und faktisch auch des Konsums bei den Eltern entwickelt, stellt für die betroffenen Kinder jedoch – neben der Intoxikation des drogenabhängigen Elternteils - einen weiteren Risikofaktor dar, der so für die Kinder alkoholabhängiger Eltern nicht zutrifft. Dies hat eine erhebliche soziale Stigmatisierung und Marginalisierung der betroffenen Kinder zur Folge.

Die Zahl der von elterlicher Drogenabhängigkeit betroffenen Kinder kann nur geschätzt werden. Plausible Schätzungen für Deutschland bewegen sich zwischen 40.000 und 60.000 Kindern und Jugendlichen. Meist handelt es sich dabei faktisch um elterliche Polytoxikomanie unter Beteiligung von Opiaten, Cannabis, Kokain und Amphetaminen (Klein, 2006), da im Drogenmilieu multipler Substanzkonsum überwiegend die Regel ist. In den Familien entwickelt sich eine Atmosphäre, die mit Devianz, Normverletzungen sowie Angst und Misstrauen zu tun hat. Das Familienleben findet im subkulturellen, oft kriminellen Milieu statt, was weitere Risikofaktoren für die Kinder mit sich bringt, die im Folgenden (Kap. 4.2) genauer dargelegt werden.

4 Psychosoziale Lebensbedingungen suchtbelasteter Familien

Die Forschungslage zu den Lebensbedingungen von Kindern aus suchtbelasteten Familien ist im Unterschied zu den epidemiologischen Angaben umfassend und differenziert (Klein, 2008; Moesgen, 2014; Thomasius, Schulte-Marckwort, Küstner & Riedesser, 2008). Genauere Kenntnisse zu den Lebensbedingungen der betroffenen Kinder und Jugendlichen können dabei Verbesserungen in der Prävention und in der Passgenauigkeit der Hilfen in den verschiedenen Versorgungssystemen erleichtern. So sollten die medizinisch-therapeutischen Maßnahmen in Bezug auf den alkoholkranken Elternteil stets eng mit den kinderschutzorientierten Interventionen abgestimmt und koordiniert werden.

4.1 Suchtmittelunspezifische Risikofaktoren

Unter den suchtmittelunspezifischen Effekten werden die Risikofaktoren verstanden, die mittelbar mit dem elterlichen Substanzkonsum zu tun haben. Dies können etwas Veränderungen im Eltern- und Erziehungsverhalten, in der sozialen Lage und der Arbeitssituation der Eltern oder die Reaktionen des Umfeldes auf die elterliche Suchtstörung darstellen.

4.1.1     Nachteilige soziodemografische Bedingungen

In suchtbelasteten Familien sind generell eine schlechtere soziale Lage, mehr soziale Randständigkeit und insgesamt mehr sozial riskante Lebenslagen zu konstatieren, die sich meist negativ auf die Kinder auswirken. So sind z.B. höhere Raten an Arbeitslosigkeit und ein niedrigerer sozioökonomischer Status zu beobachten als in Familien ohne Suchtbelastung (Serec et al., 2012). Dies kann zu einer höheren Exposition der Kinder gegenüber dem alkoholkranken Elternteil führen, weil dieser länger im intoxikierten Zustand in der Familie präsent ist. Außerdem kann es durch eine Interaktion zwischen den ungünstigeren sozialen Bedingungen der Familie als Ganzes und dem Substanzkonsum des süchtigen Elternteils zu dysfunktionaleren Familienmustern kommen, z.B. mehr Disharmonie, höhere Zahl und intensiverer Verlauf von Konflikten zwischen den Eltern, häufigere Intoxikations- und Entzugssituationen u.ä.  Im Falle elterlicher Drogenabhängigkeit kommt eine stärkere soziale Isolation und Ächtung der Familien mit den entsprechenden Folgen von Stigmatisierung und Negativetikettierung auch für die Kinder hinzu (Klein, 2006).

Kinder aus suchtbelasteten Familien zeigen außerdem durchschnittlich schlechtere schulische Leistungen als unbelastete Gleichaltrige. Dies wird vor allem mit dem schlechteren elterlichen Erziehungsverhalten, der geringeren Unterstützung bei Hausaufgaben und dem erhöhten Stressniveau der Kinder erklärt, welches Probleme in der Konzentration und Leistungsmotivation begünstigt. Kinder drogenabhängiger Eltern weisen auffällig häufig Sprachstörungen (Artikulation, Wortschatz, Satzbildung) auf (Hogan, 1998).

Soziale Marginalisierung, Exklusion und Stigmatisierung durch die Gesellschaft erleben Kinder von suchtkranken Eltern insgesamt häufiger als andere Kinder, oft bis ins Erwachsenenalter (Haverfield & Theiss, 2016). Diese sozialen Abwertungsprozesse erfolgen oft subtil, so dass sie für die Kinder schwer erfassbar und verstehbar sind. Dies gilt für Kinder drogenabhängiger Eltern in besonderem Maße, da das elterliche Verhalten sich - oft bewusst - außerhalb sozialer und strafrechtlicher Normen bewegt, nicht nur in Bezug auf Drogenkonsum, sondern auch auf Gewaltverhalten und Eigentumsdelikte (Klein, 2006).

Trennungen oder Scheidungen der Eltern oder sogar den Tod eines Elternteils erleben Kinder aus suchtbelasteten Familien häufiger als Kinder aus unbelasteten Familien (Waldron, Bucholz, Lynskey, Madden & Heath, 2013). Dies bedeutet für das Kind höheren Lebensstress, oft unvorhergesehene Beziehungsabbrüche zu einer wichtigen Bindungs- und Bezugsperson, bisweilen auch eine schwerwiegende Traumatisierung (Schäfer, Barnow & Pawils, 2016). Auch häufige (und bisweilen wiederholte) Fremdunterbringungen der Kinder (Forrester & Harwin, 2011), stationäre Aufenthalte oder Inhaftierungen der Eltern sorgen für eine Instabilität in der Eltern-Kind-Beziehung und begünstigen neben der Gefahr chronischer Traumatisierung vor allem auch eine fehlende oder unsichere Bindung (Anda et al., 2002).

4.1.2    Akkumulation von Risikofaktoren – eher Regel als Ausnahme

Insgesamt ist zu beachten, dass das Aufwachsen in einer suchtbelasteten Familie für die betroffenen Kinder oft eine unerwünschte und kindeswohlgefährdende Akkumulation von Stress- und Risikofaktoren bedeutet, die sich kurz-, aber auch langfristig schädigend auswirkt. Dies gestaltet sich bei Drogenabhängigkeit und Polytoxikomanie meist noch intensiver und ungünstiger als bei Alkoholabhängigkeit. Im Sinne des Familienstressmodells (Schneewind, 2010) liegen gehäuft Situationen von Duldungs- und Katastrophenstress vor. Duldungsstress bedeutet, intolerable Stressoren chronisch aushalten zu müssen. Katastrophenstress bezeichnet die Schwierig, mit unerwarteten, schwer zu bewältigenden Stressoren umgehen zu müssen.

Kinder suchtkranker Mütter zeigen darüber hinaus häufiger Parentifizierungsmuster als Kinder suchtkranker Väter. Auch Verhaltensauffälligkeiten des betroffenen Kindes im Schul- und Peer-Kontext können eine Rolle spielen. Die Kinder haben oft das Gefühl, nicht „normal“ zu sein und leiden bisweilen unter extremen Einsamkeitsgefühlen. Sie schämen sich und fühlen sich ausgegrenzt. Dies verleitet die Kinder vor dem Hintergrund starker Schamgefühle zu dem Versuch, ihre familiäre Situation vor anderen mit allen Mitteln geheim zu halten, deshalb zu lügen oder Phantasiegeschichten zu erfinden (Backett-Milburn, Wilson, Bancroft & Cunningham-Burley, 2008), wodurch sie langfristig ungewollt noch auffälliger und isolierter werden. Tabuisierung des familialen Suchtproblems ist daher eine Reaktion, an dem die betroffenen Kinder aus Scham- und Schuldgefühlen oft aktiv mitwirken.

4.1.3    Problematisches Elternverhalten

Bei suchtkranken Eltern wurde wiederholt ein erhöhtes Risiko für unpassende, schädigende bis hin zu traumatisierenden Verhaltensweisen im Umgang mit den eigenen Kindern gefunden (Forrester & Harwin, 2011). So ist z. B. die adäquate Versorgung betroffener Kinder durch die Eltern oftmals gefährdet. Suchtkranke Eltern vernachlässigen zum einen häufig Fürsorge und Pflege des Kindes, zum anderen erfüllen sie auch in vielen Fällen dessen emotionale Grundbedürfnisse nach Nähe, Zuwendung und Liebe nicht adäquat (Hill, 2013). Durch die Vernachlässigung der elterlichen Pflichten werden die alltäglichen Aufgaben innerhalb der Familie oft neu verteilt. Kinder bekommen dann häufig explizit oder implizit Aufgaben zugeschrieben, die ihrem Entwicklungsstand nicht angemessen sind und sie geraten in altersinadäquate parentifizierende Verhaltensmuster, wie z. B. jüngere Geschwister oder den Elternteil zu versorgen (Pasternak & Schier, 2014). Durch die sich chronifizierenden Parentifizierungsverhaltensweisen, durch die das Kind implizite Aufträge und Pflichten erfüllt, welche die Eltern selbst nicht mehr erfüllen können, bewältigen die betroffenen Kinder ihre alterstypischen Entwicklungsaufgaben nicht mehr adäquat und fühlen sich oft chronisch überfordert. Insbesondere Mädchen scheinen hiervon betroffen zu sein (Wolfe, 2016). Vordergründig vermitteln die altersuntypischen Aufgaben in der Parentifizierung dem Kind ein Gefühl des Gebrauchtwerdens und der Wichtigkeit, welches in der Ersatzfunktion der Elternschaft für erwachsene Elternteile besteht. Die erworbenen parentifizierenden Verhaltensmuster können von dem Kind auch zur Steigerung des oft fragilen Selbstwertgefühls genutzt werden, ohne dass dieses sich in autonomer und stabiler Weise ausbildet. Mit anderen Worten: Das Selbstwertgefühl bleibt davon abhängig, sich um andere zu kümmern, für diese da zu sein oder gar ihr Wohlwollen zu bekommen. Die innere Grundhaltung des sich um jeden Preis Kümmern-Müssens („over-carers“) oder Kontrolleskalationen (ich muss noch mehr aufpassen und kontrollieren) können sich entwickeln.

Auch wenn die Eltern selbst glauben, ihre Kinder adäquat zu versorgen und zu erziehen, dürfte dies in der Mehrzahl der Fälle Selbsttäuschung und selbstwertdienliche Realitätsverzerrung darstellen. Zwar wollen die allermeisten suchtkranken Eltern gute Eltern für ihre Kinder sein, doch gelingt dies in sehr vielen Fällen praktisch nicht (Kröger, Klein & Schaunig, 2006). Es ist für die Suchttherapie eine wesentliche Herausforderung, mit den Eltern an dieser Selbsttäuschung zu arbeiten und sie gleichzeitig in ihrer Elternkompetenz zu fördern.

Außerdem zeigen suchtkranke Eltern häufig konkret Defizite im Erziehungsverhalten (Forrester & Harwin, 2011; Haverfield & Theiss, 2016). Beobachtete Formen ungünstiger Erziehung sind z. B. ein sehr scharfer Ton, häufiges Schreien oder körperliche Bestrafung des Kindes. Auch sprunghaft wechselndes Elternverhalten konnte in suchtbelasteten Familien immer wieder beobachtet werden und gehört zu einer der wichtigsten Konsequenzen von Suchtstörungen auf das familiäre Umfeld (Templeton, Velleman, Hardy & Boon, 2009). Dadurch verhalten sich die Elternteile in den Augen der Kinder unberechenbar und instabil. Kinder erleben ihre Eltern meist deutlich verändert, wenn diese intoxikiert oder in Entzugsphasen sind. Dies kann sich alternierend, z. B. in Form von übertriebener Milde oder Härte in der Erziehung des Kindes äußern (Klein, Dyba & Moesgen, 2016), aber auch in Form eines wechselhaften, unpassenden Interaktionsstils (z. B. undeutliche oder lautere Sprache, ausgeprägtes Bedürfnis nach körperlicher Zuneigung vs. Ablehnung).

4.1.4    Negative Alltagsatmosphäre

Insgesamt zeigen sich suchtkranke Eltern in ihrem Eltern- und Erziehungsverhalten volatiler, d. h. schneller veränderlich, instabiler und unberechenbarer als andere Eltern. Durch fehlende Konsequenz und mangelnde Kontinuität in der Erziehung fehlt es für die Kinder an verlässlicher Orientierung und Sicherheit.

Suchtkranke Eltern sind alles in allem weniger und seltener in der Lage, eine positive Atmosphäre im Zusammensein mit dem Kind aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Es überwiegen negative Alltagsatmosphären von Anspannung, Unberechenbarkeit, Disharmonie und Kälte, was dann als chronischer Duldungsstress empfunden wird. Überdies fördern die Eltern Problemlösefähigkeiten und Durchhaltevermögen des Kindes nur unzureichend (Belsky & Jeffee, 2006). Sie zeigen zudem eine geringe emotionale Responsivität und Feinfühligkeit im Umgang mit dem Kind, sodass sich häufig auch aufgrund dieser Gegebenheiten eine unsichere Bindung oder klinisch relevante Bindungsstörungen zwischen Eltern und Kind entwickeln.

4.1.5    Häusliche Disharmonie und Gewalt

Kinder aus suchtbelasteten Familien erleben häufig Disharmonie in der elterlichen Partnerschaft (Rounsaville, O´Farrell, Andreas, Murphy & Murphy, 2014) und werden dementsprechend immer wieder Zeugen von verbalen und physischen Auseinandersetzungen (Templeton et al., 2009). Kinder aus alkoholbelasteten Familien sind außerdem auch häufig selbst in Konflikte mit ihren Eltern involviert (Barber & Gilbertson, 1999) und können vermehrt direkt Opfer von physischer, emotionaler und sexueller Gewalt werden (Klein, 2008). Betroffene Kinder erleben dadurch häufig Ambivalenzerfahrungen, insbesondere gegenüber ihrem suchtabhängigen Elternteil (Klein, 2005) – z. B. in Form von Hass und Verachtung vs. Angst und Sorge um den Elternteil. Diese Erfahrungen entwickeln sich nicht selten zu chronischen Ambivalenzkonflikten, die in der Folge das erlebte Stressniveau noch erhöhen. Es ist schon länger bekannt, dass Kinder aus alkoholbelasteten Familien eine höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, Zeuge oder Opfer von häuslicher Gewalt zu werden als Kinder aus unbelasteten Familien (Ellis, Zucker & Fitzgerald, 1997). Die berichtete häusliche Gewalt in suchtbelasteten Familien ist teilweise extrem ausgeprägt und kann zu schwerwiegenden körperlichen Verletzungen und psychischen Traumatisierungen führen (Velleman, Templeton, Reuber, Klein & Moesgen, 2008). Aber auch eine völlig konfliktleugnende oder ‑vermeidende Atmosphäre wird in entsprechenden Familien gehäuft gefunden, sodass es für betroffene Kinder schwierig ist, die Ursachen von Stress und Tabuisierung zu erkennen. Es ergibt sich dann eine stark vermeidende und realitätsverzerrende Haltung und Atmosphäre.

4.2 Suchtmittelspezifische Risikofaktoren

Zusätzlich zu den substanzunabhängigen Risikofaktoren (etwa den Persönlichkeitsmerkmalen und dem Erziehungsstil der Eltern) können auch substanzspezifische Intoxikationserscheinungen als Risikofaktoren auftauchen: z. B. erhöhte elterliche Aggressivität und Affektlabilität besonders unter Alkohol- und Stimulantieneinfluss, Apathie und Sedierung bei Opioidintoxikation oder langanhaltende Wachheit, Unruhe und Verwirrtheit infolge von Entzugserscheinungen sowie Agitiertheit oder „Punding“ (repetitive/stereotype Handlungen wie zwanghaft anmutendes Sortieren von Gegenständen oder zwanghaftes Putzen) bei Methamphetaminabhängigen. Diese klassischen Suchtsymptome verändern das elterliche Verhalten grundsätzlich (im negativen Sinne) und führen somit zu chronisch ungünstigen Verhaltensweisen gegenüber dem Kind. Als Suchtsymptome gelten solche, die mit dem exzessiven Konsum, der Intoxikation, dem Entzug, dem Substanzverlangen und der Toleranzerhöhung direkt zu tun haben.

4.2.1    Besonderheiten der elterlichen Drogenabhängigkeit

Kinder von drogenabhängigen Eltern erleben im Gegensatz zu Kindern alkoholabhängiger Eltern häufiger eine Abhängigkeitserkrankung bei beiden Elternteilen, da bei Drogenabhängigen ein entsprechendes, subkulturell bedingtes Partnerwahlverhalten und die gegenseitige soziale Ansteckung mit dem Drogenkonsumverhalten üblicher ist als bei später Alkoholabhängigen (Klein, 2006, 2008). Dadurch können die negativen Effekte des drogenabhängigen Elternteils nicht hinreichend durch einen gesunden Elternteil kompensiert werden. Die höhere Rate an Frühgeburten und das oftmals schwierige Temperament von Kindern drogenabhängiger Mütter kann bei den Eltern Überforderungsgefühle und psychischen Stress auslösen und ihre Beziehung zu den Kindern beeinträchtigen. Darüber hinaus wachsen Kinder drogenabhängiger Eltern auch häufiger bei einem alleinerziehenden Elternteil, meist bei den Müttern, auf (Forrester & Harwin, 2011; Klein, 2006; Klein et al., 2016).

Kinder aus drogenbelasteten Familien erleben häufig die typischen Umstände der Drogensubkultur mit, wie z.B. Beschaffungskriminalität, Prostitution, Strafverfolgung usw. (Calhoun et al., 2015). Inhaftierungen und längere stationäre Aufenthalte bei Drogenabhängigkeit sorgen außerdem bisweilen für einen Beziehungsabbruch zwischen Eltern und Kind. Eine Trennung von Eltern und Kind erfolgt häufig auch im Kontext von Kindeswohlgefährdung durch Fremdunterbringungen und Inobhutnahmen (Klein, 2016). Obwohl eine Fremdunterbringung vom Kind als traumatisch erlebt werden kann, stellt ein Verbleib in der Familie auch einen hohen Risikofaktor für die weitere Entwicklung des Kindes dar (Forrester & Harwin, 2008), sofern keine intensiven, begleitenden familiären Unterstützungsmaßnahmen mit Erfolg angeboten werden (Forrester, Holland, Williams & Copello, 2014) und sich die Suchtsymptomatik nicht entscheidend verändert. Insofern ist im Sinne des Kindeswohls ein Abwägungsprozess vorzunehmen, welche Maßnahme das geringere Risiko für das Kindeswohl und die bessere Hilfe darstellt und welche Unterstützungen zusätzlich nötig sind.

Eine Abhängigkeit von illegalen Drogen wird in der gesellschaftlichen Wahrnehmung regelhaft noch negativer bewertet als eine Alkoholabhängigkeit. Stigmatisierung und Ausgrenzung begegnen daher diesen Familien häufiger und intensiver. Kinder drogenabhängiger Eltern sind hierdurch besonders betroffen und lernen oft weniger sozial förderliche Verhaltensweisen und erleben sich dadurch insgesamt in ihrem Selbstwertgefühl als instabiler und wertloser (Klein, 2006, 2008). Durch die vergleichsweise noch höhere psychische Komorbiditätsrate drogenabhängiger Eltern laufen deren Kinder zudem häufiger Gefahr, eine schwerwiegende Schädigung zu erleiden, weil sie neben der elterlichen Drogenabhängigkeit weiteren psychischen Erkrankungen der Eltern ausgesetzt sind.

4.3 Fazit zu belastenden Familienbedingungen und Lebensumständen

Die Komponenten ungünstigen bis traumatisierenden Verhaltens sind im Kontext elterlicher Alkoholstörungen multipel und betreffen alle relevanten Ebenen des familienpsychologischen Geschehens. Eine elterliche Drogenabhängigkeit stellt eine Kumulierung und Intensivierung dieser Risikovariablen dar. Viele suchtkranke Eltern sind sich allerdings – bisweilen nur retrospektiv - ihres ungünstigen Erziehungsverhaltens und dessen negativer Auswirkungen auf ihre Kinder bewusst (Fraser, McIntyre & Manby, 2008; Haight, 2009) und können die negativen Folgen ihrer Sucht auf ihre Kinder nicht mehr ausblenden. Das elterliche Verhalten unter chronischem Alkohol- oder Drogeneinfluss führt bisweilen – vor allem durch therapeutische Interventionen - zu starken Gefühlen von Scham, Schuld und Sorge bei den Eltern, wobei Kinder dadurch auch ein besonders starkes und primäres Abstinenzmotiv für die betroffenen Eltern darstellen, und dies besonders stark für suchtkranke Mütter (Fraser et al., 2008; Klein et al., 2016). Diese Abstinenzmotivation der suchtkranken Elternteile kann therapeutisch genutzt werden, ohne dass die Kinder für den Therapieprozess funktionalisiert werden sollten. Viele suchtkranke Eltern, insbesondere Mütter, sind durch entsprechende Interventionen aus dem Bereich des „Motivational Interviewing“ (Miller & Rollnick, 2015) für eine Veränderung ihres Problemverhaltens erreichbar. Entscheidend ist, dass sie ihre ambivalente und problemverleugnende Haltung überwinden und lernen, sich selbst kritisch und realistisch zu reflektieren. Dies sollte möglichst frühzeitig und koordiniert im Hilfesystem geschehen (Klein et al., 2016), um den Kindern eine lange Leidenszeit zu ersparen. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass elterliche Suchtmittelfreiheit das familiäre Leben meist insgesamt stabilisiert (Fraser et al., 2008) und somit der weiteren Entwicklung der betroffenen Kinder besonders zugutekommt (Andreas & O´Farrell, 2017).

5 Auswirkungen der elterlichen Suchtstörung auf das Kind

Eine elterliche Abhängigkeitserkrankung gilt von allen bekannten Risikofaktoren für eine gesunde Kindesentwicklung als ein besonders starker, negativer Gefährdungsfaktor für eine gesunde körperliche und vor allem psychische kindliche Entwicklung (Klein, 2008; Klein, Moesgen, Bröning & Thomasius, 2013). Die negativen Auswirkungen für betroffene Kinder sind durch zahlreiche Studien gut belegt, vor allem im Kontext einer elterlichen Alkoholabhängigkeit.

5.1 Körperliche Schädigungen

Die im Folgenden beschriebenen körperlichen Schädigungen sind unterteilt in pränatal erworbenen und postnatal gegebenen. Es beginnt mit der pränatalen Exposition gegenüber Alkohol und illegalen Drogen.

5.1.1  Pränatale Exposition gegenüber Alkohol oder illegalen Drogen

Bereits während der Schwangerschaft kann das ungeborene Kind den toxischen und psychosozialen Folgen des mütterlichen Substanzkonsums punktuell oder dauerhaft ausgesetzt sein. Generell birgt eine pränatale Exposition mit Alkohol oder Drogen zahlreiche Gefahren (Calhoun et al., 2015), wie z. B. Frühgeburtlichkeit, Abort, ein geringes Geburtsgewicht, kleinerer Kopfumfang, frühe Fütterungsstörungen, eine erhöhte Irritabilität des Neugeborenen sowie eine verzögerte kognitive, körperliche und/oder emotionale Entwicklung in verschiedenen Altersstufen (Lester & Lagasse, 2010). Besonders bei pränatalem Alkohol- und Stimulantienkonsum drohen auch geistige Behinderung oder neuropsychologische Auffälligkeiten in den Bereichen Handlungs- und Emotionsregulation.

Beim Fetalen Alkoholsyndrom (FAS), der vorgeburtlich erworbenen Störung mit den stärksten Ausprägungen, können ein geringes Geburtsgewicht, eine verminderte Körpergröße bei Geburt, ein kleinerer Kopfumfang, faciale Auffälligkeiten und Schädigungen des zentralen Nervensystems bis hin zu geistiger Behinderung auftreten. Bei den anderen Störungen im Bereich des FASD liegen vor allem Entwicklungsverzögerungen, kognitive Probleme und Verhaltensauffälligkeiten vor (Landgraf & Heinen, 2013). 
Pränatal erworbene Schädigungen interagieren oft in komplexer Weise mit den ungünstigen, postnatalen Entwicklungsbedingungen.

5.1.2  Gesundheitsverhalten

Bei Kindern aus alkoholbelasteten Familien wurde ein ungünstigeres Gesundheitsverhalten beobachtet als bei Kindern aus unbelasteten Familien (Forrester & Harwin, 2011). Betroffene Kinder verbrachten mehr Zeit mit elektronischen Trägermedien (Fernseher, Smartphone oder Computer), bewegten sich weniger und wiesen ein insgesamt ungesünderes Ernährungsverhalten auf. Diese Verhaltensweisen können sowohl der Stressreduktion beim Kind dienen als auch Modelllerneffekte des ungünstigen elterlichen Verhaltens darstellen. Insofern drohen neben den beschriebenen pränatalen Gefahren besonders viele postnatale Gesundheitsrisiken durch ungünstiges Verhalten, Fehlernährung, frühe Essstörungen, Bewegungsmangel und ggf. auch körperliche Vernachlässigung. In diesen ungünstigen Gesundheitsverhaltensweisen können frühe Risiken für spätere psychische Störungen (z.B. Verhaltenssucht, Essstörungen, Substanzsucht) gesehen werden. Zusätzlich können die Folgen des ungünstigen kindlichen Gesundheitsverhaltens zu Stigmatisierung (z.B. wegen Adipositas) und Mobbing im Schul- und Peerkontext führen.

5.2 Entwicklung psychischer Auffälligkeiten

5.2.1    Entwicklung einer eigenen substanzbezogenen Störung

Kinder aus suchtbelasteten Familien gelten als Hochrisikogruppe für die Entwicklung einer eigenen Abhängigkeitserkrankung (Klein, 2005, 2008; Serec et al., 2012). Sie stellen die größte Risikogruppe zur Entstehung von Suchtstörungen dar. Ein früher Alkoholkonsum ist der am häufigsten untersuchte Gegenstand im Themenbereich „Kinder aus suchtbelasteten Familien“ (Rossow, Felix, Keating & McCambridge, 2016). Zahlreiche Studien konnten mehrfach nachweisen, dass bei Kindern aus suchtbelasteten Familien eine erhöhte Wahrscheinlichkeit vorliegt, dass sie a) früher beginnen, Substanzen zu konsumieren (Waldron et al., 2014), b) früher erste Trunkenheitserfahrungen erleben (Wong et al., 2006), c) mehr „Binge-Drinking“ betreiben (Weitzmann & Wechsler, 2000) und d) einen schnelleren Übergang vom ersten Konsum alkoholischer Getränke bis zu alkoholbezogenen Problemen vollziehen als Kinder aus unbelasteten Familien (Hussong, Bauer & Chassin, 2008). Letzteres wurde auch im Kontext illegaler Drogen beobachtet.

Die Mechanismen der Transmission für substanzbezogene Probleme sind komplex und oft nicht leicht durchschaubar, da biopsychosoziale Faktoren in mehrfachen Wechselwirkungen miteinander interagieren können. Bei alkoholbezogenen Störungen spielen sowohl genetische (Hussong et al., 2008; Sørensen et al., 2011; Zimmermann, Mick & Mann, 2008) als auch psychologische Faktoren (z. B. Modelllernen, Konsum zur Selbstmedikation oder Emotionsregulation) (Cleveland, Reavy, Mallett, Turrisi & White, 2014) oder die Vermittlung positiver, substanzspezifischer Wirkungserwartungen (Barnow, Stopsack, Spitzer & Freyberger, 2007) eine Rolle. Auch soziale Prozesse wie Ausgrenzung, Stigmatisierung und Marginalisierung können relevant sein. Diese einzelnen Mechanismen interagieren wiederum miteinander in komplexer Art. So kann ein Kind, das aufgrund der elterlichen Suchtprobleme soziale Ausgrenzung erfährt, sich bereits im frühen Jugendalter mit devianten Peers zusammenschließen, um seinen dadurch erniedrigten Selbstwert durch frühe, besonders intensiv wirksame Drogenerfahrungen aufzuwerten.

Eine besondere Bedeutung besitzen außerdem die o. g. widrigen Kindheitserfahrungen (vor allem Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch im physischen und emotionalen Bereich), die später mithilfe von Substanzen dysfunktional bewältigt werden (Zobel, 2006).

5.2.2    Entwicklung internalisierender und/oder externalisierender Verhaltensauffälligkeiten

Neben eigenen Suchtstörungen entwickeln Kinder aus alkoholbelasteten Familien häufig auch andere psychische Erkrankungen und Verhaltensauffälligkeiten (Klein, 2008; Moesgen, 2014; Thomasius & Küstner, 2005). So besteht bei Kindern aus suchtbelasteten Familien z. B. eine erhöhte Auftrittswahrscheinlichkeit für externalisierende Auffälligkeiten wie Störungen des Sozialverhaltens (Molina, Donovan & Belendiuk, 2010; Waldron, Martin & Heath, 2009) oder hyperkinetische Störungen (Kendler, Ohlsson, Sundquist & Sundquist, 2016; Parvaresh, Mazhari & Nazari-Noghabi, 2015). Die Symptome bestehen vor allem in Hyperaggressivität, Impulsivität und Hyperaktivität. Außerdem verfügen vor allem Söhne von alkoholabhängigen Vätern über geringere Selbstkontroll- und Selbstregulationsstrategien (Adkison et al., 2013), was die spätere Entwicklung externalisierender Störungen begünstigen kann (Eiden et al., 2016). Darüber hinaus scheinen Kinder aus suchtbelasteten Familien auch in Bezug auf die Entwicklung internalisierender Störungsbilder besonders gefährdet zu sein (Hussong, Flora, Curran, Chassin & Zucker, 2008): So zeigen betroffene Kinder im Vergleich zu unbelasteten Gleichaltrigen erhöhte Raten an Depressionen (Fuller-Thomson, Katz, Phan, Liddycoat & Brennenstuhl, 2013; Hill, Tessner & McDermott, 2011) oder Angststörungen (MacPherson, Stewart & McWilliams, 2001); sowohl bereits im Kindes- und Jugend- als auch später im Erwachsenenalter (MacPherson et al., 2001). Hier sind Mädchen stärker gefährdet als Jungen, obwohl in den meisten Studien auch auffällig viele Jungen betroffen sind.

Kritisch ist, dass sowohl externalisierende als auch internalisierende Störungsbilder als stabile Prädiktoren für die spätere Entwicklung einer eigenen substanzbezogenen Störung gelten (King & Chassin, 2008). Auch sind frühe Anpassungsprobleme bei Kindern aus suchtbelasteten Familien mit der Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung im (jungen) Erwachsenenalter verbunden (Drake & Vaillant, 1988). Dies verdeutlicht, dass sich die chronische Exposition gegenüber einer elterlichen Suchtstörung negativ auf die Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit auswirken kann. Besonders häufig sind Störungen in den Persönlichkeitsbereichen Neurotizismus (Emotionale Instabilität), Implusivität, Antisozialität, Selbstunsicherheit und Dependenz zu beobachten. Kommt es zu einer Persönlichkeitsbeeinträchtigung des Kindes, besteht ein hohes Risiko, dass diese auch im Erwachsenenalter persistiert.

5.3 Schutzfaktoren und Resilienzen

Die Transmission von substanzbezogenen Störungen bzw. die Entwicklung von psychischen Erkrankungen bei Kindern aus suchtbelasteten Familien ist nicht nur durch das Vorhandensein einer elterlichen Suchterkrankung allein zu erklären. Die (ungünstige) Entwicklung eines Kindes wird generell determiniert durch die Balance bestimmter Risiko- und Schutzfaktoren, die sowohl umgebungs- als auch kindbezogen sein können (Petermann, 2013). Da in suchtbelasteten Familien häufig eine Kumulierung von Risikofaktoren zu beobachten ist, kommt den umgebungsbezogenen Schutzfaktoren und individuellen Resilienzen eine besondere kompensatorische und somit präventive Bedeutung zu. Zu den umgebungs- und/oder familienbezogenen Schutzfaktoren zählen z. B. elterliche Wärme, Fürsorge und Zuneigung durch mindestens einen Elternteil oder soziale Unterstützung durch Bezugspersonen außerhalb der suchtbelasteten Kernfamilie (Eiden et al., 2016). Kindbezogene Resilienzen wurden im Kontext von suchtbelasteten Familien mehrfach und umfassend untersucht. Die identifizierten Kerndimensionen kindlicher Resilienz können wie folgt zusammengefasst werden (Velleman & Templeton, 2016): internale Kontrollüberzeugungen; aktive, funktionale Bewältigung; persönliche Qualitäten (z. B. Selbstwirksamkeit, Selbstreflexion, Emotionsregulation, angenehmes Temperament); Sozialkompetenz; Hobbys; Talente oder Engagements, die außerhalb der Kernfamilie für belohnende Erfahrungen sorgen; Fähigkeit zur Selbstkontrolle; Problemlösekompetenzen; positiver Zukunftsausblick und entsprechende Pläne; intellektuelle Fähigkeiten; Sinn für Humor; emotionale Distanzierungsfähigkeit bzgl. der elterlichen Suchtproblematik; Verständnis und Einsicht bzgl. des elterlichen Suchtproblems; kein eigener Substanzgebrauch; gesunde Balance zwischen Unterstützung des Elternteils und Selbstfürsorge sowie Religion, Spiritualität bzw. Vertrauen in eine höhere Macht.

5.4 Fazit zu den Auswirkungen der elterlichen Alkoholerkrankungen auf die Kinder

Elterliche Alkoholstörungen und Folgeerscheinungen können für Kinder in jeder Altersstufe gravierende Auswirkungen haben und langfristig zu schwerwiegenden psychischen Beeinträchtigungen führen. Neben der pränatalen Schädigung des Ungeborenen durch Alkoholkonsum der Schwangeren sind die alkoholbedingten Verhaltensveränderungen bei den belasteten Eltern besonders in den Fokus zu nehmen. Damit riskante Einflüsse für die Kinder bestmöglich „abgefedert“ werden, müssen individuelle und familiäre Schutzfaktoren  gefördert werden, insbesondere dann, wenn eine Kumulierung riskanter Bedingungen und Belastungen vorliegt. Die Risiken für die betroffenen Kinder lassen sich durch vielfältige präventive Maßnahmen reduzieren, zu denen im Folgenden ein Überblick gegeben wird. Dies muss nicht ausschließlich und zwingend durch die Abstinenz der Eltern erreicht werden.

Falls diese Interventionen, die möglichst früh platziert werden sollten, keinen Erfolg haben und eine Kindeswohlgefährdung droht oder schon besteht, sollten Kinderschutzmaßnahmen zeitnah und im Hilfesystem abgestimmt erfolgen. Damit den Kindern alkoholkranker Eltern effizient geholfen wird, sind neben elternbezogenen Maßnahmen, auch direkte Hilfen für die Kinder und familienbezogene Interventionen wichtig.

6 Interventionen für Kinder aus suchtbelasteten Familien

In Deutschland ist das Angebot an evidenzbasierten Interventionen für Kinder aus suchtbelasteten Familien im Unterschied zu den USA gering. Zwar gibt es neben verschiedenen Angeboten aus dem Bereich der Selbsthilfe (z. B. Alateen-Gruppen) und Online-Projekten (z. B. Kidkit, www.kidkit.de) eine Vielzahl an lokalen Angeboten für betroffene Kinder im Bereich der Suchthilfe, allerdings sind diese häufig nur unzureichend dokumentiert und in der Regel nicht wissenschaftlich evaluiert, sodass keine fundierte Aussagen über deren Wirksamkeit möglich sind (Arenz-Greiving & Kober, 2007; Ruths, Moesgen, Bröning, Klein & Thomasius, 2013). Insofern bleibt deren Evidenz fraglich.

Trampolin“ ist in Deutschland das einzige evidenzbasierte Präventionsprogramm, welches sich speziell an Kinder aus alkohol- oder drogenbelasteten Familien im Alter zwischen 8 und 12 Jahren richtet (Klein et al., 2013). Ziel des Gruppenprogramms ist es, den Kindern effektive Stressbewältigungsfertigkeiten sowie im Sinne einer Psychoedukation hilfreiches Wissen zu den Themen Sucht und Substanzen zu vermitteln, sie in ihrem Selbstwert und ihrer Selbstwirksamkeit zu stärken, ihre Emotionsregulationsfähigkeiten zu verbessern und sie durch eine Enttabuisierung des Themas „Sucht“ psychisch zu entlasten. In den begleitenden Elternsitzungen sollen die teilnehmenden Eltern u. a. motiviert werden, Hilfen für ihre Kinder zuzulassen, für die Bedürfnisse ihrer Kinder und die Auswirkungen der Suchterkrankung sensibilisiert werden und mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten als Eltern gewinnen. Evaluationsergebnisse zeigen, dass teilnehmende Kinder von der „Trampolin“-Gruppe kurz- und mittelfristig profitieren können.

6.1 Projekt Pepe-Kids zur Psychoedukation von Kindern, deren Eltern in Behandlung sind

Als Leitsatz zur Weiterentwicklung und Koordination der Versorgungssysteme gilt, dass therapeutische Maßnahmen in Bezug auf betroffene suchtkranke Eltern - dort wo nötig und indiziert - mit präventiven oder therapeutischen Maßnahmen in Bezug auf die exponierten Kinder kombiniert werden sollten. Solche Interventionsorte sind vor allem die ambulante Suchtberatung, erzieherische Hilfen für suchtbelastete Familien sowie Entzugs- und Entwöhnungsbehandlungen. Derzeit wird am Deutschen Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP) ein Ansatz entwickelt, der Kinder, deren suchtkranke Eltern eine stationäre Entzugsbehandlung begonnen, mit Medien und Informationen psychoedukativ begleitet werden. Dadurch können betroffene Kinder früh und umfassend erreicht und Stigmatisierungseffekte, etwa im Schulsystem, vermieden werden. In dem Projekt Pepe-Kids (https://www.kidkit.de/informationen/zu-sucht/pepe-kids/worum-geht-es-bei-pepe-kids/) werden Kinder von 8 bis 18 Jahren, deren Eltern einen klinischen Entzug wegen einer Suchterkrankung absolvieren, kinder- und jugendgerecht informiert und sensibilisiert, wobei großer Wert auf das eigene Wohlergehen und die Selbstfürsorge der Kinder und Jugendlichen gelegt wird.

7 Schlussbetrachtung

Zum Abschluss erfolgt eine zusammenfassende und bewertende Schlussbetrachtung mit den Implikationen für die Verbesserung und Weiterentwicklung des Hilfesystems in Bezug auf Prävention, Beratung und Therapie.

7.1 Fazit zum Unterstützungsangebot für Kinder aus suchtbelasteten Familien

Derzeit stellt sich die Versorgung von suchtbelasteten Familien als nicht ausreichend dar. Ein ideales Setting für entsprechende Hilfen böte die selektive Prävention im suchtspezifischen Hilfesystem oder im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.

Da ein funktionales Eltern- und Erziehungsverhalten eines der größten Defizite in suchtbelasteten Familien darstellt, muss das Angebot passender Interventionen für suchtkranke Eltern und ihre Kinder dringend verstärkt und als Regelangebot der Sucht- und Jugendhilfe etabliert werden. Suchthilfeeinrichtungen sollten sich – in Kooperation mit Kinder- und Jugendhilfe – um die Erziehungs- und Bindungsfähigkeit suchtkranker Eltern kümmern und diese in den Therapien thematisieren und fördern. In Bezug auf die exponierten Kinder kann diese eine wichtige und wirksame Präventionsmaßnahme darstellen.  Das Thema „Kindeswohl“ sollte stärker in die Behandlung von suchtkranken Eltern integriert werden, da es zum einen eine wesentliche Motivation für Abstinenz und zum anderen ein zentrales Thema des Alltags der betroffenen Mütter und Väter darstellt.

Umgekehrt sollte die Kinder- und Jugendhilfe in Fällen suchtkranker Eltern mit Grundkenntnissen zu den familialen Konsequenzen einer elterlichen Suchtstörung vertraut sein und Kindeswohlgefährdungen im Kontext elterlichen Suchtverhaltens möglichst reliabel und valide einschätzen können. Auch dies setzt enge Kooperations- und Kommunikationsstrukturen in den Hilfesystemen voraus. Auch ein früher eigener Substanzkonsum der von elterlicher Sucht exponierten Kinder sollte von der Kinder- und Jugendhilfe in enger Kooperation mit der Suchthilfe und –prävention mit hilfreichen Interventionen aufgefangen werden können.

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Prof. Dr. Michael Klein
Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen (KatHO NRW)
Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP)
suchtforschung(at)katho-nrw.de 
www.addiction.de